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"Entre Nous" Alter Adel - Neue Portraits

Bad Iburg - 16. Oktober 2009

Ausstellung "Entre Nous - Alter Adel, neue Portraits" anläßlich der Verleihung des "Courage-Preises" an I.M. Königin Silvia von Schweden auf Schloß Iburg

   


Ulrike Zilly versucht mit ihren Portraitserien einen Sprung auf die Höhe der Zeit. Sie kennt die überkommenen Funktionen von Portraits. Aber nicht mehr alle überkommenen Funktionen tragen. Traditionelle Bildnisse haben den Dargestellten repräsentiert und verdoppelt. Sie wurden zum Gegenüber.

Es gibt keinen Kanon mehr, der vorschreibt, wie ein Adliger, ein Bürger auszusehen hat.
Das Gesetz des Handelns liegt in der Entscheidung der Künstlerin.

   

Zilly hatte alle Portraitierten ausführlich über ihre früheren Portraitserien informiert. Sie konnten wissen, wie sie malt und portraitiert. Deshalb muss allen klar gewesen sein, dass sie nicht wie einst Tizian auf Anordnung von Kaiser Karl V. Nasen korrigiert.

In drei Jahren sind immerhin 50 Portraits entstanden. Die Serie geht weiter.


   


Nach diesem ersten Überblick kann man vorläufig folgendes sagen:

1. Zillys Portraitserie „Entre Nous" spielt zwar mit der Erinnerung an dynastische Portraits. Aber sie kippt das Sujet buchstäblich aus der Vertikalen. Keines ihrer Einzel-, Doppel- und Tripleportraits ist im Hoch-, alle sind im Querformat gemalt. Die Künstlerin und die Portraitierten stehen auf einer Stufe. Die Aristokratie ist durch die Demokratie abgelöst. Die Adligen sind Bürger geworden. Nur die Namen der Adelsgeschlechter bleiben.
Und damit natürlich auch die Erinnerung an den feinen Unterschied. Wenn alter Adel ein Zilly-Portrait erwirbt, sollte es seinen Platz in der Ahnengalerie finden. Aber dort dokumentiert es den Bruch. Denn Adelsbilder im überkommenen Sinne sind Zillys Portraits nicht. Zilly zeigt Bürger, die aus der Begegnung zwischen Bürgern entstanden sind.

2. Zillys Portraitserie führt vor, dass Malerei mit wenigen Stichen darstellen kann, was eine Persönlichkeit kenn- und auszeichnet. Es wird deutlich, was einer denkt und wessen Geistes Kind er ist. Photographien erreichen diese Tiefensicht selten. Deshalb ist die Serie vor allem auch hervorragende Malerei. Sie nimmt sich die Freiheit, mehr zu zeigen als bloße Ähnlichkeit.

Helmut A. Müller